Ein Mann sitzt auf einer reflektierenden Oberfläche, die in mehrere verzerrte Segmente unterteilt ist. Verschiedene Perspektiven von Rolltreppen und Deckenlichtern sind in den Spiegelungen zu sehen. Der Mann trägt ein schwarzes Oberteil und zerrissene Jeans. Das Bild sympolisiert die Selbstentfremdung des Individuums zu sich selbst in der Vielzahl seiner Rollen in der Außenwelt.

Selbstentfremdung

Die stille Krise in uns

In einer immer komplexer werdenden Welt fühlen sich viele Menschen von sich selbst entfremdet. Selbstentfremdung ist ein Zustand, in dem wir den Zugang zu unserem inneren Selbst verlieren – dem Teil von uns, der uns mit Klarheit, Authentizität und innerem Frieden verbindet. Dieses Phänomen betrifft nicht nur das individuelle Leben, sondern spiegelt sich auch in gesellschaftlichen Strukturen wider. Persönliche Krisen, Unzufriedenheit, Stress und das Gefühl von innerer Leere sind oft Ausdruck dieser Entfremdung.

Was ist das Selbst?

Das Selbst wird häufig als der zentrale Kern unserer Persönlichkeit beschrieben, ein unveränderlicher Teil, der tief in uns verankert ist. Es ist weder die Summe unserer Gedanken noch das, was wir tun oder darstellen. Der Psychiater Oliver Ruppel betont, dass das Selbst nicht durch äußere Umstände geformt wird, sondern in seiner Essenz beständig und heil bleibt. Es ist unser authentisches Ich, das uns Orientierung und Bedeutung im Leben gibt. Doch viele Menschen haben den Zugang zu diesem Selbst verloren – und damit das Gefühl für ihre wahre Identität. Selbstfindung wird dann zu einem wichtigen Schritt, um das verlorene Selbstbewusstsein wiederherzustellen.

Was bedeutet Selbstentfremdung?

Selbstentfremdung ist ein Zustand, in dem wir uns von diesem inneren Kern entfernen. Laut wissenschaftlicher Forschung beschreibt der Begriff einen Prozess, bei dem Menschen das Gefühl haben, nicht mehr in Einklang mit ihren eigenen Werten, Gefühlen und Bedürfnissen zu stehen. Sie erleben sich als fremd, nicht nur gegenüber sich selbst, sondern auch gegenüber ihrer Umwelt (Seeman, 1959). Statt aus ihrer inneren Wahrheit heraus zu leben, passen sie sich den Erwartungen und Normen ihrer Umgebung an, was zu einer inneren Leere führen kann.

Oliver Ruppel beschreibt die Selbstentfremdung als einen Zustand, in dem wir uns ständig im Außen verlieren – in der Arbeit, in sozialen Rollen, in der Erfüllung fremder Erwartungen. Dies führt nicht nur zu persönlicher Unzufriedenheit, sondern auch zu einer zunehmenden Entfremdung von unseren Mitmenschen und der Gesellschaft. Hier zeigt sich, dass persönliche und kollektive Krisen oft Hand in Hand gehen.

Symptome der Selbstentfremdung

  • Innere Leere: Das Gefühl, dass dem Leben trotz äußerer Erfolge oder Erfüllung von Pflichten der Sinn fehlt.
  • Unzufriedenheit: Selbst in scheinbar glücklichen Momenten fühlt sich alles oberflächlich und bedeutungslos an.
  • Orientierungslosigkeit: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen oder den eigenen Lebensweg klar zu erkennen.
  • Stress und Erschöpfung: Der ständige Druck, sich anzupassen und Erwartungen zu erfüllen, führt oft zu körperlicher und emotionaler Erschöpfung.
  • Isolation: Ein Gefühl der Trennung von anderen Menschen, selbst in sozialen Interaktionen.

Persönliche und gesellschaftliche Folgen

Selbstentfremdung wirkt sich nicht nur auf das individuelle Wohlbefinden aus, sondern auch auf die Gesellschaft. Entfremdete Menschen haben Schwierigkeiten, authentische Beziehungen aufzubauen, was zu einer allgemeinen Oberflächlichkeit im sozialen Leben führt. In einer Zeit, in der wir ständig nach außen gerichtet sind – durch soziale Medien, Leistungsdruck und Konsum – wird der Verlust der Verbindung zu unserem inneren Selbst immer stärker spürbar. Dadurch verlieren wir nicht nur die Verbindung zu uns selbst, sondern auch zu unseren Mitmenschen.

Oliver Ruppel betont, dass viele gesellschaftliche Krisen – von Burnout, über soziale Spannungen, bis hin zu einer allgemeinen emotionalen Abgestumpftheit – auf Selbstentfremdung zurückzuführen sind. Je weiter wir uns von unserem Selbst entfernen, desto größer wird die Kluft zwischen unserem inneren Erleben und der äußeren Realität.

Der Weg zurück zum Selbst

Zeit, Achtsamkeit und Ehrlichkeit

Selbstentfremdung ist kein endgültiger Zustand, sondern kann als Weckruf verstanden werden, sich wieder auf den Weg zu sich selbst zu machen. Dies erfordert Zeit und Achtsamkeit, aber vor allem den Mut, innezuhalten und ehrlich hinzuschauen. Es geht darum, wieder eine Verbindung zu den eigenen Gefühlen, Werten und Bedürfnissen zu finden, ohne sich von äußeren Erwartungen überwältigen zu lassen.

Hier sind einige Schritte, die dich auf dem Weg zurück zu deinem Selbst unterstützen können:

  • Selbstwahrnehmung stärken
    Nimm dir regelmäßig Zeit, um innezuhalten und in dich hineinzuhorchen. Wie fühlst du dich wirklich? Welche Gedanken und Emotionen kommen auf, wenn du dich nicht ablenkst?
  • Ehrlichkeit gegenüber dir selbst
    Frage dich, welche Entscheidungen in deinem Leben wirklich aus deinem Inneren kommen und welche durch äußere Erwartungen beeinflusst sind.
  • Mut zur Veränderung
    Es erfordert Mut, sich von alten Mustern und Gewohnheiten zu lösen, die nicht mehr zu deinem wahren Selbst passen. Dieser Prozess ist oft unangenehm, aber befreiend.
  • Verbundenheit kultivieren
    Eine tiefe Verbindung zu dir selbst ermöglicht es dir, auch deine Beziehungen zu anderen authentischer zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um Nähe, sondern um eine echte Verbindung von Mensch zu Mensch.

Verbundenheit als Heilung

Die Rückkehr zum Selbst führt auch zu einer tieferen Verbundenheit mit anderen. Wenn wir uns selbst besser verstehen, können wir auch unsere Mitmenschen auf einer tieferen Ebene wahrnehmen. Diese Form der Verbundenheit ist es, die uns nicht nur persönlich, sondern auch als Gemeinschaft wieder heilt. Denn in einer Gesellschaft, in der viele Menschen selbstentfremdet sind, entsteht Isolation, Distanz und eine zunehmende emotionale Abgestumpftheit.

Fazit

Selbstentfremdung überwinden

Selbstentfremdung ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Sie betrifft uns nicht nur individuell, sondern auch als Gesellschaft. Doch der Weg zurück zu uns selbst beginnt mit kleinen, bewussten Schritten. Indem wir uns wieder mehr mit unserem inneren Kern verbinden, schaffen wir Raum für Klarheit, Mitgefühl und echte Verbundenheit – mit uns selbst und der Welt um uns herum.

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